Fachbereich 3

Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik


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„Viel Raum für Austausch!“ Ein Bericht vom musikpädagogischen Tag am Institut für Musik an der UOS in Kooperation mit dem Landesverband Musikunterricht Niedersachsen

Gleich zu Beginn konnten  die Teilnehmenden  wählen, ob sie von Katja Fehlauer zu „hippiger und peppiger“ Musik mit Bewegungsbausteinen, Tanzspielen sowie einer Choreographie mit Eimern und Sticks in Schwung und aus der Puste gebracht werden,  oder im Workshop bei Hans Jünger das Hamburger „OK-Modell“ kennenlernen wollten,

das zum Aufbau musikbezogener Kompetenzen als auch zum Abbau von Vorbehalten gegenüber unbekannter Musik anregt – zum Beispiel gregorianischen Chorälen, Wagner-Opern oder Avantgarde-Musik. Gleichzeitig ließen Gaby Grest und Friedrich Kampe alle Interessierten an ihren langjährigen Erfahrungen im Unterricht in inklusiven Klassen der Jahrgänge 5-8 teilhaben. Sie stellten Lernprinzipien vor und erprobten gemeinsam in kurzen Praxissequenzen mit Stimme, Instrumenten  und Körper  erfahrungsorientierte und analytische Zugänge zu Musik. Petra Jacobsen präsentierte Ideen aus der Chorklassenpraxis in Grundschulen. Wiederum an konkreten Beispielen wurden Stimmbildung und Solmisation als wichtige Pfeiler der Chorklassenarbeit einbezogen und Möglichkeiten einfacher Mehrstimmigkeit, Begleitung und Gestaltung der Lieder kennengelernt. Dorothee Barth und Tobias Hömberg gaben Anregungen, wie Schüler/innen in einer persönlichen und kreativen Auseinandersetzung eigene Zugangswege zur Musik und zur Biografie Ludwig van Beethovens finden können. In Videodokumentationen von Unterrichtsprojekten in Hamburg und Berlin wurden u. a. methodische Zugänge des szenischen Spiels, der szenischen Interpretation und des Klassenmusizierens anschaulich gemacht. Zwei Höhepunkte dieses Tages waren sicher zum einen die Präsentation der „gelungenen Unterrichtsstunden“, die das Junge Forum Musikunterricht durchführte – fachkundig organisiert und moderiert von Andreas Wickel und Ekkehard Mascher –, die gerade bei Studierenden und Referendar/innen stets zahlreich besucht und sehr gut angenommen werden. Zum anderen gelang es Wolfgang Volpers mit den Musikern des Bondarenko-Quartetts Hildesheim mit der eindrucksvollen Aufführung des Streichquartett Nr.8 von Dmitri Schostakowitsch in Verbindung mit kenntnisreichen und einfühlsamen Erläuterungen eine Atmosphäre herzustellen, die es den Anwesenden wieder einmal bewusst machte, wie lohnenswert es sein kann, als Musiklehrer das eigene Berührt- und Begeistertsein sein an nachwachsende Generationen weiterzugeben.  Zur Vorbereitung auf ein mögliches Abiturthema 2017 veranschaulichte Volpers den Konflikt Schostakowitschs, der in dem diktatorischen Regime Josef Stalins verzweifelt zwischen dem Wunsch nach seiner persönlichen  künstlerische Aussage und der Gefahr politischer Vereinnahmung nach Lösungswegen suchte. Da somit alle Besucher/innen etwas passendes für ihren Musikunterricht  finden konnten, waren alle Veranstaltungen gleichmäßig besucht, weshalb auch die Referent/innen sich sehr zufrieden zeigten.  

Vor der Mittagspause stellten sich die anwesenden Vorstandsmitglieder des Landesverbandes Niedersachsen vor – Gaby Grest, Friedrich Kampe, Wiebke Kokott und Lars Oberhaus. Weitere Mitglieder des niedersächsischen Präsidiums sind Peter Malangre und Ekkehard Mascher. Der Vorstand machte deutlich, wie wichtig eine Mitgliedschaft im Bundesverband Musikunterricht und seinen Landesverbänden ist: Eine Vernetzung der Lehrenden liege letztlich im eigenen Interesse und sei eine wesentliche Bedingung, das Fach Musik an den allgemeinbildenden Schulen inhaltlich und organisatorisch zu stärken und weiter zu entwickeln. Einen Schwerpunkt legte Friedrich Kampe auf die geplanten Kürzungen der Stundentafeln an Niedersachsens Schulen. Gemeinsam mit den Fachverbänden von Kunst und Darstellendes Spiel sei die Initiative "Keine Kürzung der musisch-künstlerischen Fächer" ins Leben gerufen und eine online-petition gestartet worden, für die eindringlich um Unterschriften geworben wurde (www.musisch-kuenstlerisch-aktiv.de). Gerade vor dem Hintergrund der Umsetzung des Inklusionsgesetzes böten die musisch-künstlerischen Fächer vielfältige nonverbale, kreative sowie prozessorientierte Zugänge, die in besondere Weise ein Miteinander aller Schüler/innen ermöglichen würden, ergänzte Gaby Grest. Voraussetzung sei, dass dem gemeinsamen Lernen in diesen Fächern genügend Zeit und Raum gegeben werde. Lars Oberhaus stellte die Notwendigkeit der Implementierung grundlegender musikalischer Kompetenzen in den RRL der Berufsfachschule und Fachschule Sozialpädagogik sowie seinen Arbeitsschwerpunkt hinsichtlich der frühkindlichen musikalischen Bildung heraus. Schließlich wies Wiebke Kokott noch auf weitere Fortbildungsangebote des Landesverbandes hin, u.a. auf das Chorwochenende mit Meinhard Ansonsten in Bad Bäderkesa vom 9.-11. Oktober 2015.

 

Zu dem Gelingen dieses Tages trugen wesentlich auch die wunderschönen Räumlichkeiten und das ansprechende Ambiente des Osnabrücker Schlosses bei, in dem das Institut für Musik „residiert“, sowie die umfangreiche Verlagsausstellung und das gemeinsame Mittagessen, bei dem die Teilnehmer sich besser kennenlernen und austauschen konnten. Ein besonderer Dank soll vor allem dem Organisationsteam gelten; namentlich den studentischen Helferinnen Anne Bubinger, Kira Appel, Larissa van Bessel und Dorothea Wolfrum, die sorgsam, freundlich und kompetent für Instrumente am rechten Ort, Kaffee, Kekse und Suppe zur rechten Zeit und Auskünfte jeder Art Sorge trugen. Der Tag hat eindrucksvoll gezeigt, wie gut Fortbildungsangebote dieses Formats angenommen werden und wie erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen dem Bundes- und den Landesverbänden des BMU sein kann. Repräsentativ für das Gesamtergebnis der Evaluation, die professionell von Dorothea Wolfrum (Studentin an der UOS) vorgenommen wurde, soll hier das Statement einer Teilnehmenden stehen, das die Stimmung und das große Potential des Tages zusammenfasst: "Eine wunderbare Veranstaltung mit viel Raum für Austausch und ganz praktischen Anregungen! Super!"

 

Dorothee Barth, Gaby Grest